MEISTER ECKHART, Dominikaner

"Wer werden will, was er sein sollte, der muß lassen, was er jetzt ist."

„Alles was du von deinem Gott denkst und sagst, das bist du mehr selber als Er.“

 "Denn, liebst du Gott, wie er Gott, wie er Geist, wie er Person, wie er Bild ist, das alles muss weg.- Wie denn aber soll ich ihn lieben? Du sollst ihn lieben wie er ist, ein Nicht–Gott, ein Nicht–Geist, eine Nicht–Person, ein Nicht–Bild, mehr noch: Wie er lauteres, reines, klares Eines ist, abgesondert von aller Zweiheit – und in diesem Einen sollen wir ewig versinken – vom etwas zum Nichts."

"Das Auge,  in dem ich Gott sehe, das ist dasselbe Auge, in dem Gott mich sieht. Gottes Auge und mein Auge ist ein Auge."

"Der Geist soll also frei sein, daß er an allen nennbaren Dingen nicht hange und daß sie nicht an ihm hangen. Ja, er soll noch freier sein: also frei, daß er für all seine Werke keinerlei Lohn erwarte von Gott. Die allergrößte Freiheit aber soll dies sein, daß er all seine Selbstheit vergesse und mit allem, was er ist, in den grundlosen Abgrund seines Ursprungs zurückfließe."

"Denke nicht, dein Heil zu setzen auf ein Tun!  Man muß es setzen auf ein Sein."

„Wenn ein Mensch tausend Todsünden begangen hätte, und es wäre ein solcher Mensch in rechter Verfassung, so dürfte er nicht wünschen, er hätte sie nicht begangen.“

"Wer in allen Räumen zu Hause ist, der ist Gottes würdig, und wer in allen Zeiten eins bleibt, dem ist Gott gegenwärtig, und in wem alle Kreaturen zum Schweigen gekommen sind, in dem gebiert Gott seinen eingeborenen Sohn."

"Wer Gott selbst lästert, lobt Gott."

"Wer diese Rede nicht versteht, der bekümmere sein Herz nicht damit. Denn solange der Mensch dieser Rede nicht gleicht, solange wird er diese Rede nicht verstehen. Denn es ist eine unverhüllte Wahrheit, die da gekommen ist aus dem Herzen Gottes unmittelbar."

"All jene Bilder und Vorstellungen aber sind der Balken in deinem Auge. Drum wirf sie hinaus, alle Heiligen und Unsere liebe Frau aus Deiner Seele, denn sie alle sind Kreaturen und hindern dich an deinem großen Gott."

"Es deuchte einem Menschen wie in einem Traume - es war ein Wachtraum -, er würde schwanger vom Nichts wie eine Frau mit einem Kinde, und in diesem Nichts ward Gott geboren" (332,8ff)

"Wie kann mir das Leiden ein Leid sein, wenn mein Leid in Gott und mein Leid Gott ist."

"Was der Mensch liebt, ist der Mensch. Liebt er einen Stein, so ist er ein Stein. Liebt er einen Menschen, so ist er ein Mensch. Liebt er Gott jetzt wage ich nicht weiter zu sprechen....."

 

HEINRICH SEUSE, Dominikaner

" Gott hat keinen Ort. Gott ist ein Kreis, dessen Umkreis nirgends
   und dessen Mittelpunkt überall ist.

 

JOHANNES VOM KREUZ, Karmelit

OHNE HALT UND DOCH GEHALTEN
ohne Licht im Dunkel lebend,
werde ich mich ganz verzehren.
Losgelöst ist meine Seele.
Nichts geschaffenes hält sie fest.
Über sich hinausgehoben
schmeckt sie Leben - wie noch nie.
Gott alleine gibt ihr Halt.
Das, was ich am meisten schätze,
ist, dass ich mich jetzt schon sehe
ohne Halt und doch gehalten.
Finsternis lässt mich erdulden
dieses Tod - geweihte Leben.
Dennoch ist mein Schmerz nicht groß,
weil, auch wenn das Licht mir fehlt,
ich ein himmlisch Leben lebe.
Solch ein Leben schenkt die Liebe.
Und je blinder diese Liebe,
um so mehr geb ich mich hin,
ohne Licht im Dunkel lebend.
Alles dies bewirkt die Liebe.
Seit ich endlich sie erkannte,
macht das Gute und das Böse
sie zu einem zarten Duft,
weil sie mich in sich verwandelt.
Schnell mit ihrer duftend Flamme,
ohne dass was übrig bleibt,
werde ich mich ganz verzehren.“

 

IN EINER DUNKLEN NACHT

Um mich Dunkelheit und Nacht
In mir Angst und Sehnsucht.
Liebe. Feuer.
O welch ein Glück.
O welch ein Abenteuer.
Ich entwich, blieb ungesehn,
ließ mein Haus in Ruhe stehn.
Dunkel war es, aber sicher.
Ich vermummt.
Geheim die Leiter.
O beseligendes Glück.
Dunkel war es.
Ich verborgen.
Ließ mein Haus in Ruhe stehn.
Nacht voll Glück und Seligkeit.
Verborgen alles: Niemand sah mich.
Ich sah nichts.
Geführt vom Licht
in meinem Herzen.
Dieses Licht führte mich
sicherer als das Mittagslicht
Dorthin wo – das wusste ich –
EINER auf mich wartete,
keiner aber sonst erschien.
Nacht DU führtest mich.
Nacht.
Mir lieber als das Morgenrot.
Nacht.
Du schenktest Einssein
der Geliebten des Geliebten
der in sich sie wandelte.
An mein Herz sich schmiegend
das nun voller Blüten war
nur für IHN bereitet
schlief ich ein und ich beschenkte IHN
Kühlung brachte der Zedernfächer.
Lüfte von der Festung Zinne
Streiften IHM das Haar
Streiften mir den Hals
Sanft und doch versehrend
ließen schwinden mir die Sinne.
Bei ihm bleibend mich vergessend
Mich zum Geliebten neigend
Gab ich mich auf.
Meine Leiden schwanden
Vergessen unter Lilien.“

 

DIE LEBENDIGE LIEBESFLAMME

O Flamme lodernd von Liebe
die du zärtlich verwundest
meine Seele in tiefster Mitte!
Da du mich nicht mehr quälst
komm schon ans Ende wenn es dir gefällt
zerreiß den Schleier zur süßen Begegnung!

O glühendes Eisen zärtlich!
O Wunde wonnetrunken !
O milde Hand
O zartkosende Berührung
Die schmeckt nach ewigem Leben
und begleicht alle Trennung!
Tötend hast du den Tod in Leben getauscht.

O Leuchten von Feuer
in deren Strahlen
die tiefen Höhlen der Sinne
die dunkel und blind waren
mit wundersamen Aufgipfelungen
Hitze und Licht zugleich ihrem Liebsten spenden.

Wie sanft, wie liebkosend
erwachst du in meinem Schoß,
wo du allein insgeheim wohnst !
Und in deinem köstlichen Hauch,
von Deiner Herrlichkeit so voll,
wie zartkosend machst du mich verliebt.

 

DIONYSIUS AREOPAGITA

“Der Urgrund des Alls, über alles hinaus, was Schöpfung heißt, kann nicht Stoff sein, nicht Geist, nicht Wesen, nicht Leben, nicht Bewusstsein; nicht Körper, Figur, Form, Bild, Idee, Qualität oder Quantität oder Masse. Er kann nicht an einem Orte mehr sein als an einem anderen, kann also nicht konturenhaft gesehen oder überhaupt durch abgrenzende Sinne oder Gedanken erfasst werden, kann überhaupt nicht gestört werden, entzieht sich jeder Ordnung oder Unordnung und schon gar jedem Verstricktsein in materielle Unterscheidungen....“

 

JOHANNES TAULER, (um 1300-1361) Dominikaner in Straßburg
Predigt zum Fest der Geburt des Herrn


„Und du musst Stillschweigen bewahren“

        An Weihnachten feiern wir eine dreifache Geburt ... Die erste und
zugleich erhabenste ist die Geburt des einzigen vom himmlischen Vater
gezeugten Sohnes. Er ist dem Wesen nach Gott wie er, als Person von ihm
unterschieden. Die zweite Geburt vollbringt eine Mutter, die schwanger wurde
und doch sich die absolute Reinheit ihrer jungfräulichen Keuschheit bewahrte.
Die dritte Geburt ist die Geburt, bei der Gott jeden Tag und zu jeder Stunde
wahrhaft geistigerweise geboren wird, aus Gnade und Liebe, in einer guten
Seele…

      Damit diese dritte Geburt sich vollzieht, muss uns nichts innewohnen als
eine schlichte und reine Suche nach Gott, frei von jedem Verlangen nach etwas,
was uns zu eigen wäre... mit dem alleinigen Wunsch, ihm zu gehören, ihm Raum
zu geben auf eine höchst erhabene Weise und in großer Vertrautheit mit ihm.
So kann er sein Werk vollbringen und in uns geboren werden, ohne dass wir ihm
dabei ein Hindernis in den Weg legen... Deshalb sagt uns der hl. Augustinus:
„Werde leer, damit du erfüllt wirst; tritt heraus, damit du eintreten
kannst“, und an anderer Stelle: „O du edle Seele, edles Geschöpf, warum
suchst du außerhalb von dir, was in dir ist, ganz ungeschmälert, höchst
wahr und offenbar. Und da du Anteil hast an der göttlichen Natur, was
kümmern dich da geschaffene Dinge, und was hast du denn mit ihnen zu tun?“
Wenn der Mensch so tief in sich den Raum vorbereiten würde, wäre Gott
zweifelsohne gezwungen, ihn auszufüllen und zwar vollständig; andernfalls
würde der Himmel sich lieber in Stücke reißen, um damit die Leere
auszufüllen. Gott kann Dinge nicht unausgefüllt lassen. Das wäre gegen
seine Natur, gegen seine Gerechtigkeit.

      Deshalb musst du schweigen. Dann kann das Wort dieser Geburt, der Logos
Gottes, in dir ausgesprochen werden, und du kannst es verstehen. Aber sei
gewiss: wenn du sprechen willst, muss es schweigen. Man kann dem Wort nicht
besser dienen als dadurch, dass man schweigt und auf es hört. Wenn du also
ganz aus dir selbst heraustrittst, wird Gott ganz eintreten. In dem Maß, wie
du heraustrittst, tritt er ein – nicht mehr und nicht weniger.

 

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Texte Christlicher Mystik

DER DRITTE ORDEN DES KARMEL TOCarm - johannes soreth

Mein Gott lebt, und ich stehe vor SEINEM Angesicht