499 Johannes vom Kreuz, den Lehrer des Nichts, zog es sein Leben lang  hinaus, hinaus aus sich, hinaus aus seinem Gegenüber, und damit  immer tiefer in alles hinein. Denn über alles hinaus wollen, heißt: in  alles hinein und durch all das hindurch müssen. Liebesentflammt  beginnt er und brennt bis alles verbrannt ist. In tiefster Qual wird ihm  selbst die Liebe genommen. Es ist sein Ankommen im Nichts (Nada).  Und so konnte er im Nichts  alles Verborgene unsagbar durch-schauen.  Die Verleumdungen und Verfolgungen, die Inquisition, den Kerker der  Karmeliten konnte er so stehen lassen. Alles wurde ihm eine  vorübergehende Notwendigkeit, mit der ein jeder nur das Erkennen  lernt, durch alle persönlichen Qualen der Behauptung hindurch. 

Johannes vom Kreuz wurde im Juni 1542 bei Avila geboren und starb  im Dezember 1591 im Karmelitenkloster zu Ubeda. Im Spanien dieser  Zeit waren das Judentum, das Christentum und der Islam mitsamt  ihrer  mystischen Strömungen beheimatet. Für Johannes vom Kreuz war das  ein Gewinn. Er studierte Theologie nachdem er sich in mehreren  Berufen ausprobiert hatte. 1560 trat er in den Karmelitenorden ein.  Später zog er in Erwägung, bei den Karmeliten wieder auszutreten, um  bei den Kartäusern einzutreten, weil die Karmeliten ihrem eremitischen  Ideal nicht nachkamen. In der Karmelitin Teresa von Avila fand er  endlich eine Gleiche. Während der Zeit seiner Askese quälte er sich bis  in sein Blut hinein und fand darin die Schönheit der Liebe und nachdem  er die Askese überwunden hatte, vollendete er sein Leben. Sein Leben  vom Sänger der Liebe zum Lehrer des Nichts. 1675 wurde er selig und  1726 heilig gesprochen. 1926 wurde er mit dem Titel: Doctor Ecclesiae  versehen.

Ursula Albrecht TOCarm

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Johannes vom Kreuz2

DER DRITTE ORDEN DES KARMEL TOCarm - johannes soreth

Mein Gott lebt, und ich stehe vor SEINEM Angesicht