Der geistliche Gesang von Johannes vom Kreuz (verfasst 1577/78 im Kerker vonToledeo)
LIEDSTROPHEN IM WECHESEL ZWISCHEN DER MENSCHENSEELE UND DEM BRÄUTIGAM:
aus: Johannes vom Kreuz, Der Geistliche Gesang, Vollständige Neuübertragung,
Gesammelte Werke Bd. 3, hrsg. von Ulrich Dobhan, Elisabeth Hense,
Elisabeth Peeters, Freiburg: Herder, 2. Auflage 2003, 28-34.
...
4. O Wälder und Dickichte,
von der Hand des Geliebten gepflanzt!
O Wiese von Grün,
mit Blumen geschmückt!
Sagt, ob er durch Euch hingegangen ist.
Antwort der Geschöpfe:
…?
5. Tausend Liebreize versträuend,
schritt er eilig durch diese Haine,
und als er sie im Vorübergehen anblickte,
ließ er sie durch sein bloßes Erscheinen
in Schönheit gekleidet zurück.
…?
13. Mein Geliebter: die Gebirge,
einsamen waldigen Täler,
die wundersamen Inseln,
die rauschenden Flüsse,
das Flüstern der liebkosenden Winde
14. Die ruhige Nacht
kurz vor dem Aufgang der Morgenröte,
die Musik der Stille,
Einsamkeit voll Klänge,
das Abendmahl, das erfrischt und verliebt macht.
15. Unser Bett mit Blüten bedeckt,
von Löwenhöhlen umgeben,
mit Purpur umspannt,
aus Frieden aufgebaut,
mit tausend Schilden aus Gold bekrönt.
…
18. Dort gab er mir sein Herz,
dort lehrte er mich sehr köstliches Wissen,
und ich gab ihm wahrhaft
mich selbst hin, ohne etwas zurückzubehalten;
dort versprach ich ihm, seine Braut zu sein.
…?
30. Bei den lieblichen Leiern
und dem Gesang der Sirenen beschwöre ich euch:
dass eure Erregungen aufhören
und ihr die Mauer nicht berührt,
damit die Braut sicherer schlafe.
…?
37. Dort sollst du mich lehren,
was meine Seele beanspruchte,
und dann wirst du mir geben
dort, du mein Leben,
was du mir am anderen Tage gabst.
38. Das Hauchen des Windes,
den Gesang der süßen Nachtigall,
den Wald und seine Anmut
in der hellen Nacht
mit der Flamme, die verzehrt und dich nicht weh tut.
DER DRITTE ORDEN DES KARMEL TOCarm - johannes soreth
Mein Gott lebt, und ich stehe vor SEINEM Angesicht